Inverting Battlefields — Feldbach

 

Dante Buu (MNE)

Ohne Titel

Tabor-Platz 1, Eingang zum Museum im Tabor

Tafel

Wenn wir zusammen wären und wir uns trennen würden, es blieben nur die Worte übrig. Worte über uns, Worte über dich, Worte über mich; Worte, um die Geschichte zweier Seiten zu erzählen, nie in Übereinstimmung und immer in einer gefilterten Version der

Ereignisse. Die Arbeit von Dante Buu befasst sich mit diesen gefilterten und einseitigen Versionen, indem sie den bei Filmen oft verwendeten Satz des Haftungsausschlusses verwendet: „Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig“, um den Wahrheitsanspruch von Erzählungen in der persönlichen und kollektiven Geschichte in Frage zu stellen.

* 1988 in Rožaje, Montenegro. Lebt und arbeitet als bildender Künstler inWien, Rožaje und Berlin. In der Intimität verwurzelt, beschäftigt sich seinWerk mit dem brutalen soziokulturellen Umfeld und der allgegenwärtigenEntfremdung in der Gesellschaft durch eine Vielzahl von Medien.

Nayarí Castillo (VEN/AT)

Die Waffen nieder oder 65536 Friedensmonumente

Busbahnhof am Bertha-von-Suttner-Platz

Installation

Der Platz rund um das Busbahnhofsgebäude wurde 2014 nach der österreichischen Pazifistin und Feministin Bertha von Suttner benannt. Ihre Überzeugung und visionäre Positionierung gegen den Einsatz von Massenvernichtungswaffen wurde 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In ihrem Werk Die Waffen nieder! drückt sie die Schrecken des Krieges aus. Castillo nutzt diesen immer noch notwendigen Aufruf als Inspiration, um das Busbahnhofsgebäude in eine weit sichtbare Hoffnung auf Frieden zu verwandeln und der Namensgeberin des Platzes eine Stimme zu verleihen. In einem zweiten Teil der Arbeit wird der Busbahnhof zum Gefäß einer spielerischen Poesie: In Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Jacqueline Goldberg entwickelte Castillo ein Konstruktionsspiel, um 65536 Denkmäler für Frieden zu schaffen.

* 1977 in Caracas. Molekularbiologin und Künstlerin. Wohnt und lebt in Graz. Derzeit ist Castillo Forscherin am Institut für Raumgestaltung (TU Graz) und arbeitet aktiv an Projekten mit den Schwerpunkten Raumforschung, Kunst im öffentlichen Raum und soziale Nachhaltigkeit. Mit Videos, Objekten, Texten und Fotografien als Werkzeuge der Kommunikation,   befassen sich ihre Installationsarbeiten mit spezifischen Raumkonstrukten.

Joachim Hainzl (AT)

NIE WIEDER KRIEG!

Tabor-Platz & „Gedächtniskirche“

Installation, Performance

Was macht jemanden zum Helden? Und warum sind wir stolz darauf, jenen aus unserer Geschichte steinerne Denkmäler zu setzen, die mit anderen in Feindschaft gelebt und im Namen menschenverachtender Ideologien gekämpft und getötet haben? Welche Werte wollen wir nachfolgenden Generationen damit mitgeben? Die Interpretation der Geschichte bleibt eine immerwährende Baustelle, die nie beendet sein kann. Mit der Installation werden jene Denkmäler, die fragwürdige Helden des Ersten und Zweiten Weltkrieges in verehrender Erinnerung hochhalten, für einige Monate aus dem Blickfeld in den Hintergrund gedrängt. Stattdessen wird einem Nachdenken über die Sinnlosigkeit von Menschenschlachten und dem Wunsch nach einer Kriegerlosen Zukunft Platz und Raum geben. Der Hoffnung auf eine heilende Zukunft ohne Krieg und in Frieden verleiht Hainzl in der angrenzenden Gedächtniskirche mit einer Performance bei der Finissage Ausdruck.

Seit mehr als 20 Jahren ist Joachim Hainzl als Sozialhistoriker, Kulturwissenschafter, Menschenrechtsaktivist, Sammler und Künstler inGraz tätig. Während dieser Zeit war er an verschiedenen Projekten beteiligt, darunter bedeutende transnationale Initiativen mit Schwerpunkt Migration. Er ist Gründer von XENOS – dem Verein zur Förderung der soziokulturellen Vielfalt.

Karl Karner (AT)

Zeit bleiben für die Nächsten

Stadtpark Feldbach

Performance, Skulptur und Installation

„Nach wie lange wird ein Denkmal zum ‚Unmal‘ / die Zeit denkt inihrer Zeit und verschwindet in der Zukunft / Helden und Steine sind ähnlich, haben sechs Buchstaben…“ (Karl Karner) Was sind Denkmäler, aus welcher Veranlassung wurden sie von wem errichtet, welche Bedeutung haben sie als festgesetzte Erinnerung für wen und wie lange? Karl Karner hinterfragt deren Relevanz und dauerhaften Aufstellungssinn, schwerfällige Materialien und damit die Veränderlichkeit von Geschichte und Geschichtsschreibung. Mit dem Hinweis auf die Begrenztheit des Lebens und die Besetzung von Parks und Landschaft durch Monumente, die nicht mehr wahrgenommen werden, setzt er dem Heldenmythos Flüchtigkeit und Vergänglichkeit entgegen. Mit Blick auf steinerne Denkmäler, die keinen Frieden erzeugen, entwickelt er gemeinsam mit Gästen für den Stadtpark miniaturhafte Skulpturen und performative Setzungen als Gesten der Leichtigkeit und des Verschwindens, als Zeichen verzeihenden Vergessens, um Platz für eine bewusste und zeitgemäße Auseinandersetzung und damit einen neuen Denkmalbegriff zu schaffen.

* 1973 in Feldbach. Ausbildung: Kunstgießer; 2007 – 2012 Studium an derAkademie der bildenden Künste in Wien, Klasse Heimo Zobernig.

Polonca Lovšin (SLO)

Bewegung für öffentliche Rede / ZU HAUSE

Max-Wratschgo-Europaplatz

Installation, Performance

Eine Bühne mit zwei Fahrrädern, Mikrofon und Lautsprecher im Park. Auf der Bühne sind mehrere Personen, die zusammenarbeiten. Zwei produzieren mit Fahrrädern Strom für das Mikrofon und zumindest eine Person spricht. Diese Menschen sind ein Mechanismus, zu einem unabhängig-alternativen System verbunden. Sie produzieren ihre eigene Energie und eigenen Inhalte – unabhängig von Herkunft, Staatspolitik, Wirtschaft und Restriktionen. Worte und Sprache sind das Schlachtfeld. Slam-PoetInnen, Rapper,Schulkinder, ISOP-Sprachkurs-TeilnehmerInnen und andere aus Feldbach sind eingeladen, Gedichte in ihrer Muttersprache bzw. auf Deutsch zu lesen. Die bei den Veranstaltungen auf dieser Bühne aufgezeichneten Texte können während der ganzen Ausstellungszeit über einen Lautsprecher gehört werden, wenn Personen die Fahrräder in Bewegung halten.

Polonca Lovšin ist eine in Ljubljana ansässige Architektin und Künstlerin.Ihr Interesse liegt in den Möglichkeiten alternativer unabhängiger Systeme, die Veränderungen auslösen. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf selbstorganisierte Initiativen und alternative Lebens- und Arbeitsweisen im Zusammenhang mit Architektur und Stadtplanung.

Liberta Mišan (CRO)

Die Poesie in einer gebrochenen Sprache

Grazer Tor

Sound-installation

Zagreb, Rijeka, Osijek, Split. Busbahnhof, jeden Sonntagabend. Volle Busse in Richtung Wien, Graz, Klagenfurt, Feldbach. Züge, Autos, Fahrgemeinschaften. Eine neue Arbeitswoche oder Schulwoche in Österreich beginnt. Mišan ist eine der Reisenden. Ein 50-jähriger Mann erklärt ihr, wie er einen Deutsch-in-einem-Monat-Kurs absolvierte. In gewisser Weise geht Mišan auch und sie spricht gebrochenes Deutsch. In ihrer Soundinstallation untersucht sie die Schönheit des Willens zur Anpassung, Schwierigkeiten sich zu integrieren, die Traurigkeit des Zurücklassens und die Freude am Lernen von etwas Neuem und wie eine ungewohnte sprachliche Ausdrucksweise eine Person verändert. Der Wunsch nach Kommunikation ist stärker als die Scham etwas Falsches zusagen oder die Angst vor dem Unbekannten. Die Poesie wird in Deutsch während den Busfahrten von Kroatien nach Österreich mit freundlicher Genehmigung der Reisenden aufgezeichnet.

* 1990 in Pula, lebt und arbeitet sie in Rijeka und Istrien als bildendeKünstlerin, Theater-Szenographin und Managerin in der audiovisuellen Industrie. Für ihre poetischen Interpretationen von Räumen und Plätzen verwendet sie Medien, wie Fotografie, Performances, Happenings undInstallationen.

Maryam Mohammadi (IR/AT)

Ich vermisse Dich!

Bismarckstraße 7

Installation, Fotografie

Kriege trennen Menschen von jenen, die sie lieben, von der Familie, um die sich Sorgen machen. In dieser Situation ist die Aufrechterhaltung der Kommunikation überlebenswichtig um die Angst des Ungewissen zu bekämpfen. Im Zweiten Weltkrieg schrieben sich Soldaten im Irgendwo und ihre Familien zu Hause immer wieder, sie schickten Fotos und Pakete und warteten täglich auf ein Lebenszeichen. Auch unter jenen, welchen in den letzten Jahren die Flucht in die Steiermark gelang, gibt es viele, welche von ihren Liebsten getrennt wurden. Zumeist gingen die Männer voraus, um einen sicheren Platz für ihre Familien zu finden und sie nachzuholen. Doch Grenzen wurden geschlossen und aus Hoffnung wurde Verzweiflung. Der einzige Weg, um in Verbindung zu bleiben, sind Smartphones, über die sie Nachrichten und Fotos senden und die Stimme des Anderen hören. In ihrer Arbeit zeigt Mohammadi Botschaften der Sehnsucht von damals und von heute, die sich in ihren Hoffnungen und Ängsten nur wenig unterscheiden.

In Teheran war Mohammadi Fotografin und Universitätslektorin, bis sie vorneun Jahren nach Graz kam. 2017 schloss sie ihre Dissertation in Fotografie erfolgreich ab. Neben ihren Fotoprojekten arbeitet sie im Projekt DIVAN und ist im Verein XENOS – Verein zur Förderung der soziokulturellen Vielfalt. tätig. Ihre Arbeit konzentriert sich darauf, wie soziale, kulturelle und religiöse Bedingungen auf lokaler und globaler Ebene Frauen, MigrantInnen und „Neuankömmlinge“ beeinflussen.

Igor F. Petković (AT/SRB)

EYE CATCHER – Blickfänger der Geschichte auf Augenhöhe

Kreisverkehr Hauptplatz

Installation

Entlang der geradlinigen Achse von Hauptplatz und Franz-Josef-Straße finden sich verdichtet wichtige Eckpunkte der lokalen und österreichischen Geschichtsschreibung: Steinerner Metzen – Marienstatue – Kirchenplatz – Tabor-Platz – Bertha-von-Suttner- Platz – Conrad-von-Hötzendorf-Platz – Erzherzog-Johann-Straße – Franz-Josefs-Brücke. Die zentrale künstlerische Intervention befindet sich in der Mitte dieser Blickachse vom Rathaus zum Bahnhof beim Kreisverkehr. Der Rahmen des Brunnens wird um ein Augensymbol erweitert. Es steht für Diversität, für Blickkontakt auf Augenhöhe, den Blick in die Vergangenheit und Zukunft werfen, und die Aufforderung, nicht wegzuschauen, wenn sich Geschichte wiederholt.

1976 in den österreichischen Alpen. Bildender Künstler, Autor, Kulturmanager und Forscher; er lebt und arbeitet in Graz, Novi Sad, Pula und anderen Orten; studierte Slawistik, Kulturwissenschaften und Fotografie in Graz, Belgrad, Novi Sad und Ljubljana; beteiligt sich an internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen und realisiert interdisziplinäre Projekte und interkulturelle Manifestationen.

RESANITA (AT)

Silent Witness

City-Passage und Museum im Tabor

Video-installation

Das Aufspüren, Kartieren, Datieren und Erinnern ehemaligerSchauplätze, die ebenso gezeichnet sind wie menschliche Schicksale, weisen sich als wesentliche Parameter permanenter und fundierter Geschichtsbearbeitung aus. Eine dieser Regionen reicht von der Gemeinde Poppendorf bei Straden bis Feldbach in der Steiermark, in der letzte Gefechte des Zweiten Weltkrieges stattgefunden haben. Mit Detektoren, Scannern und Röntgengeräten untersuchten RESANITA Bäume, die von Granatsplittern und Geschossteilen getroffen waren, ihr Wachstum fortsetzten, die jene Geschichte überwuchsen, ummantelten und gleichzeitig als sprachlose Zeugen speicherten. Dem steht gesprochene Erinnerung einer der letzten Zeitzeuginnen – Maria Gregl – im Museum im Tabor gegenüber.

Das Künstlerinnenduo RESANITA (Anita Fuchs und Resa Pernthaller) hat sich 2003 formiert. Sie leben und arbeiten in Graz. Ihre Projekte sind mit  gegenwärtigen relevanten Themen der Gesellschaft, wie Klimawandel, Terror, Migration, Geschichte, globale Ökonomien und Politik verknüpft. Dabei spielt die Auseinandersetzung mit Natur eine bedeutende Rolle.

Nika Rukavina (HR)

Verwurzelt

Soldatenfriedhof Mühldorf bei Feldbach

Intervention

Verwurzelt ist eine Intervention im öffentlichen Raum mit einer ganz besonderen Aura und Symbolik: denn hier auf dem Soldatenfriedhof von Feldbach-Mühldorf finden sich Grabmäler und Erinnerungszeichen von über 2.500 Opfern aus den beiden Weltkriegen und verschiedenen Staaten. Die Unterschiede, die uns Menschen in unseren Leben trennen, verschwinden mit unserem Tod und wir verwandeln uns, um neues Leben zu geben und wir schaffen neue Wurzeln. Dies wird unterstrichen durch die Bemalung der erdnahen Bereiche der Baumstämme und sichtbaren Baumwurzeln mit Blattgold. Der Friedhof in Feldbach-Mühldorf als ein Ort mit einer reichen und bewegten Geschichte, in der Freunde und Feinde zusammenleben, gibt uns die Möglichkeit, aus der Geschichte zu lernen und sie niemals mehr zu wiederholen.

* 1980 in Rijeka, lebt in Rijeka als Künstlerin. Rukavina arbeitet mit verschiedenen Medien von Performance bis hin zu Installationen, Malerei, Skulptur und Video. Ihr primäres Interesse ist, eine andere Perspektive auf allgemein akzeptierte Ansichten zu finden.